Ein gewisser “Arne” (nein, nicht Hoffmann ^^) hat sich an einer Ferndiagnose meiner Person versucht, die er aus meiner Forderung nach “Freiheit und sexueller Würde” ableitet, im Zusammenhang mit meiner Kritik des “Hollaback-Videos”. Kurzfassung: Als hormonüberforderter Single fehlt mir offenbar das Einfühlungsvermögen, um die Frauen zu verstehen, die sich belästigt fühlen. Hier das ganze Werk:
Stellen Sie sich mal vor, Sie wären attraktiv und ein männliches Sexobjekt, was Sie ja anscheinend nicht sind, sonst würde Sie das Thema nicht so beschäftigen.
Stimmt, ich bin kein männliches Sexobjekt. Doch halt: Das Hollaback-Video interessiert mich nur, weil ich niemals Gleiches erlebte, weil ich kein Sexobjekt bin? Nein. Es interessiert mich, weil es mich als Mann anspricht und an mich appelliert. Dabei appelliert es, ohne zu unterscheiden. Ich werde einfach eingereiht in die Schar der Täter, für deren Verhalten ich hier indirekt verantwortlich gemacht werde. Deswegen befasse ich mich mit dem Thema.
Stellen Sie sich vor, dass Sie jeden Tag von mindestens 10-20 dicken alten Frauen angesprochen würden, und zwar nicht zurückhaltend, bescheiden und höflich, sondern zudringlich, mit Worten , wie “Hey Süßer…!, usw. und das würde Ihnen Tag für Tag passieren.
Meine Erinnerung ist etwas verblasst: Waren es in dem Video wirklich nur dicke, alte Männer? Werden die Frauen nur von solchen Männern angesprochen? Und würde es einen Unterschied machen, wenn sie nicht dick und alt wären? Offenbar ja, denn sonst hätte der Verfasser dieses Kommentars wohl nicht so stark darauf abheben müssen, mich würden als männliches Sexobjekt vor allem “dicke alte Frauen” ansprechen. Nun gut, er ahnt, dass mir der Zuspruch der attraktiven Frauen wohl gut gefallen würde. Und ich dann nur die unattraktiven nervig finde. Was sagt uns das? Dreht sich der ganze Skandal darum, als unattraktiv empfundene Männer abzuwehren?
Dann nervt es irgendwann sehr. Stellen Sie sich zudem noch vor Sie seien schmächtiger und kleiner als diese Damen. Dann würden Sie sich irgendwann nicht mehr geschmeichelt oder belustigt fühlen. Stellen Sie sich weiterhin vor, diese Frauen, würden sehr wütend reagieren oder beleidigt, wenn Sie nicht jedes Mal freundlich zu Ihnen wären.
Ich brauche mir das gar nicht vorstellen. Ich BIN in vielen Fällen schmächtiger. Und wütende Frauen habe ich schon erlebt, gerade, wenn sie von mir einen Korb bekamen. Aber sie haben nicht zugeschlagen. Sie haben dann eher die Psychokarte gespielt. Aber glauben Sie mir, ich habe da schon heftige, sehr unangenehme Dramen erlebt von zurückgewiesenen Frauen. Lautstarke Szenen, bitterste Vorwürfe. Eine hat sogar eine mögliche Beziehung zu der Frau, in die ich verliebt war, mit aller Kraft vereitelt.
Vielleicht fehlt Ihnen die Empathie dazu, aber wenn Ihnen diese Empathie fehlt, dann garantiere ich Ihnen, wird es Ihnen nie gelingen eine Frau nett und für das Gegeüber angenehm anzusprechen. Dann leben Sie einfach mal damit, wie alle anderen Singles auch und akzeptieren Sie es.
Ich kann sehr gut damit leben. Weil ich kein Single bin ^^
Was die Empathie angeht: Doch, ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass das nervt. Ich bin kein Trottel und ich glaube auch nicht, dass jede Anmache von Frauen als Geschenk betrachtet wird. Nein, mir mangelt es nicht an Empathie. Mir mangelt es noch nicht einmal an Schuldgefühl. Ich sehe ein Video, in dem irgendwo auf der Welt fremde Männer eine Frau ansprechen. Und ich fühle mich schuldig. Spannend, nicht wahr? Das ist auch die Absicht dieses Videos. Es soll betroffen machen, vor allem jene, die sich eigentlich nichts vorzuwerfen haben. Sie argumentieren hier ja ähnlich, wenn Sie mir mangelnde Empathie und ähnliches vorwerfen.
Erwarten Sie bitte nicht noch von der Gesellschaft, dass Sie Schützenhilfe bekommen, wie Sie ne Freundin oder eine Affaire finden. Das ist nen ziemlich egozenrtisches Weltbild. Es soll sich alles schön bequem und ordentlich um Ihre Bedürfnisse in der Welt aufreihen. So ist aber nicht die Welt. Schon mal was von Anpassungsfähigkeit gehört?
Sie haben nichts verstanden. Wenn ich von der sexuellen Würde des Mannes rede, soll mir der Staat nicht bei der Anbahnung sexueller Kontakte helfen. Ich würde es als ausreichend erachten, wenn ich als Mann nicht immer als der Depp, der Triebtäter, als haariges hässliches Monstrum, als sexueller Vollidiot dargestellt werden würde. Es wäre schon schön, wenn man dem Männerkörper und der männlichen Sexualität wieder einen gewissen Wert zuerkennen würde, anstatt das alles nur lächerlich zu machen.
Es geht mir nicht darum, dass sich alles um meine Bedürfnisse dreht. Ich hätte einfach nur gerne das Gefühl, dass ich mich nicht mehr für meine Bedürfnisse entschuldigen muss. Weil sie so abartig und pervers und egoistisch sind. Sexuell übergriffig. Der Penis eine Waffe. Jede Penetration schon eine Vergewaltigung. Und weil ja schon SEx, wo sie nicht alle paar Minuten laut “ja” schreit, eine Vergewaltigung ist. Und weil es ja klar ist, dass ich Frauen bloß sexuell ausbeuten will, um sie zu willfährigen Sklaven des Patriarchats zu machen. Und und und.
Wenn Sie was von Frauen wollen, dann passen Sie sich deren Bedürfnissen an. So wie es ja Frauen auch machen, wenn sie etwas von einem Mann wollen. Die beschweren sich ja auch nicht über jeden Kerl, der nicht mit ihnen ins Bett steigt.
Ich mache eigentlich mein Leben lang nichts anderes, als mich an die Bedürfnisse von Frauen anzupassen. Frauen tun das sicher auch. Aber ich sehe da auch Grenzen. Denn häufig fehlt es an der Kenntnis von Bedürfnissen. Männer gelten als einfach und unkompliziert. Sie haben weder sexuell noch psychisch besondere Bedürfnisse, so das Klischee. Männlicher Sex ist einfach, glauben viele Frauen. Sie merken nicht, dass das nicht stimmt. Und wir Männer kriegen zu wenig den Mund auf. Aber aus all dem folgt, dass Frauen a) eher nur glauben, sie würden sich den Bedürfnissen des Mannes anpassen und b) dass sie häufig dank fehlenden Wissens glauben, dass es da gar nicht so viele Bedürfnisse gibt.
Klar, das kann man nicht pauschal so sagen. Aber es gibt schon gewisse Indizien: Ich bin aufgewachsen mit einer Aufklärungsliteratur, die behauptet hat, Männer haben nur eine einzige erogene Zone (Sie wissen schon…). Was für ein Mumpitz! Aber so sind eben auch Millionen von Frauen aufgewachsen, weil das mal als Konsens galt.
Lieber Arne, vielleicht denken Sie jetzt mal ein bisschen darüber nach, wie schnell man Leute, die man nicht kennt, falsch einordnet.